Online-Assessments: Auch Automotive SPICE® Assessments werden im Zuge der Corona-Krise remote durchgeführt - Ein erstes Fazit
19.06.2020
Remote Assessments galten lange Zeit als ungeeignete Alternative und wurden von vielen Kunden erst gar nicht akzeptiert. Die aktuelle Lage macht es nun aber erforderlich, auch hier flexibel zu sein. Bei der Planung und Durchführung sollte aber die Guideline for Remote Process Assessments berücksichtigt werden, welche kürzlich von der intacs veröffentlicht worden ist. Zusätzlich konnten wir bei den bisherigen Remote Assessments folgende Erfahrungen sammeln:
Hinweise speziell für Assessoren:
Ein Remote Assessment bringt Vor-, aber auch Nachteile mit sich. Zum einen lassen sich Reisezeiten und -kosten einschränken, und die Assessment-Interviews können flexibler geplant werden. Zum anderen gleicht sich das jedoch durch den erhöhten Zeitaufwand aus. Zudem kommt die bei Assessments wichtige nonverbale Kommunikation zu kurz. Dem kann man maximal mit einer guten Videokonferenztechnik entgegenwirken.
- Noch wichtiger als in einem Onsite-Assessment ist die Bereitstellung von Dokumenten vorab, weil ein detaillierter Blick in die Dokumente während der Interviewführung erschwert wird, da ein häufiger Wechsel von Dokumenten Zeit kostet.
- Statt einer möglichen Arbeitsplatzbesichtigung werden ggf. Bilder ausgetauscht.
- Geeignete Online-Tools (virtuelle Whiteboards) ersetzen die Anfertigung von gemeinsamen Zeichnungen zum besseren Verständnis (z.B. Erläuterung des Systemkontexts).
- Eine Durchführung eines Assessments mit einem einzelnen Assessor ist nicht möglich, weil der Aufwand für den Assessor deutlich steigt, da mehr Aufmerksamkeit gefordert ist.
- Bei der Videokonferenz sollten auch Großaufnahmen verfügbar sein. Ein reines Bild des anderen Besprechungsraums hilft kaum, da meist nicht einmal lokalisiert werden kann, wer aktuell spricht.
- Es werden Kommunikationsregeln festgelegt, zum Beispiel: kein Durcheinandersprechen, sondern Nutzung von Funktionen wie „Handzeichen“ und „Stummschaltung“.
- Ggf. befinden sich die Teilnehmer in unterschiedlichen Zeitzonen. Das ist bei der Planung der Agenda zu berücksichtigen.
Hinweise speziell für Assessoren:
- Das Suchen in Systemen kann schwerer nachverfolgt werden, da die Assessoren nur das Ergebnis übertragen bekommen.
- Hilfestellungen durch Dritte (z.B. die QS) bleiben meist unbemerkt, da es Seitengespräche im Raum geben kann.
- Nach Möglichkeit sollten drei Monitore genutzt werden: Videoübertragung (in Großbild), Dateiübertragung, eigene Notizen. Dies kann ggf. über einen zweiten Laptop realisiert werden.
- Bei den Pausen ist zu beachten, dass diese für die Konsolidierung, aber auch für persönliche Bedürfnisse und Verpflegung genutzt werden müssen. Zudem sind rechnerfreie Zeiten dringend empfohlen, da der Bedarf an Aufmerksamkeit bei einer reinen Arbeit mit mehreren Bildschirmen deutlich höher ist als gemeinsam in einem Raum zu sein. Im Homeoffice können zudem „Störungen“ durch das familiäre Umfeld hinzukommen.
Ein Remote Assessment bringt Vor-, aber auch Nachteile mit sich. Zum einen lassen sich Reisezeiten und -kosten einschränken, und die Assessment-Interviews können flexibler geplant werden. Zum anderen gleicht sich das jedoch durch den erhöhten Zeitaufwand aus. Zudem kommt die bei Assessments wichtige nonverbale Kommunikation zu kurz. Dem kann man maximal mit einer guten Videokonferenztechnik entgegenwirken.